Das Pflegekind und seine Familie

Jedes Pflegekind ist einzigartig.

Pflegefamilien werden gesucht für:

  • Kinder unterschiedlichen Alters, vom Säugling bis zum Jugendlichen
  • Kinder, die leicht Bindungen aufnehmen können und solche, die damit Schwierigkeiten haben
  • Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder altersentsprechenden Fähigkeiten
  • Kinder, die einen dauerhaften Förderbedarf haben und solche, die eine „normale“ Entwicklung nehmen
  • Kinder, die traumatische Erfahrungen gemacht haben oder die eine solche Erfahrung nicht machen mussten
  • Kinder, deren Eltern weiterhin Kontakt halten möchten oder die diesen abgebrochen haben
  • Kinder, die mit einem Geschwisterkind aufgenommen werden sollen oder alleine

Da jedes Kind anders ist, so wie jede Familie, legen wir viel Wert darauf, dass Familie und Kind zusammenpassen. Äußere Kriterien, wie z. B. das Alter, spielen zwar eine große Rolle, ebenso wichtig ist aber die Sympathie, dass man einander „riechen“ kann.

Jeder Mensch entwickelt Verhaltensweisen, die ihm in seinem Lebenskontext nützlich sind und unter Umständen sogar dazu dienen, das Überleben zu sichern (so gibt es z. B. Kinder, die Essen horten).

Einige Verhaltensweisen können in der Pflegefamilie zur Belastung werden. Mit diesem Verhalten trotzdem verständnisvoll umzugehen und es zu verändern, erfordert manchmal neue Wege zu gehen. Bei der Suche sind wir gerne Partner.

Erwachsene Pflegekinder sagen, dass sie sich als Kind gewünscht hätten,

  • dass man ihre Probleme anhört,
  • dass man sie mit ihren Problemen aushält,
  • dass man sie „lieb“ hat und genauso in den Arm nimmt, wie die eigenen Kinder,
  • dass Pflegeeltern und Eltern miteinander auskommen.

Das Pflegekind ist immer im Zusammenhang mit seiner Herkunftsfamilie zu sehen.

Hier liegen seine Wurzeln. Selbst wenn es seine Eltern nicht bewusst kennengelernt oder schon lange nicht mehr gesehen hat, wird es den Kontakt meist irgendwann suchen.

Kinder nehmen feinsinnig wahr, wie Erwachsene zueinander stehen. Spüren sie, dass es Spannungen gibt, geraten sie in einen Loyalitätskonflikt und damit selbst in Spannung. Eigentlich möchten sie es jedem recht machen.

Hier ist es unsere Aufgabe, zu vermitteln und die Kontakte durch unsere Beteiligung so spannungsfrei wie möglich zu gestalten.

Eltern haben oft Fragen, die sie Pflegeeltern nicht stellen möchten; z. B. „Kann ich meine Kinder öfter sehen?“, „Können wir uns beim nächsten Besuch nicht mal im Schwimmbad treffen?“

Zu den meisten Fragen kann die Fachberaterin direkt Stellung nehmen, ohne dass die Eltern sich bevormundet fühlen. Manches muss auch die Fachberaterin ausloten: „Was braucht das Pflegekind?“ und „Wie ist die Vorstellung der Pflegeeltern?“

Hier zu vermitteln und zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen, ist das Ziel. In der Rolle der Fachberatung lässt sich dies leichter erreichen als in der Rolle von Pflegeeltern.

Für die Eltern des Pflegekindes ist es in der Regel sehr schwer „loszulassen“, obwohl sie das Kind vielleicht vernachlässigt oder sogar misshandelt haben.

Meist sind die Eltern der Kinder selbst unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen. Die Belastungen können vielfältig sein. Häufig sind es:

  • Eltern, die selbst im Heim aufgewachsen sind oder ein instabiles Elternhaus hatten
  • Eltern mit Suchterkrankungen
  • Eltern mit gravierenden psychischen Erkrankungen
  • Eltern, die traumatische Erfahrungen gemacht haben
  • Eltern, die mit der Erziehung überfordert sind

Es gibt Eltern, die die Gründe verstehen, wieso ihre Kinder nicht bei ihnen aufwachsen können, andere Eltern verstehen es nicht. Gemeinsam ist ihnen, dass sie möchten, dass ihre Kinder eine bessere Zukunft als sie selbst haben. Zu akzeptieren, dass sich ihnen ihre Kinder zunehmend entfremden, ist ein langer und schmerzlicher Prozess. An dessen Ende steht aber häufig die Dankbarkeit gegenüber den Pflegeeltern, dass sie ihren Kindern einen guten Start ins Leben geben.

Kontakte zwischen Pflegekind und Eltern finden meist einmal im Monat außerhalb des Haushaltes der Pflegefamilie statt. Die Pflegeeltern oder ein Pflegeelternteil sollten ebenfalls dabei sein. Der zeitliche Rahmen wird dem Alter und der Situation des Kindes angepasst und beträgt ca. anderthalb bis zwei Stunden.

Die Besuche werden so durchgeführt, dass sie möglichst für alle Beteiligten – d. h. für das Pflegekind, die Pflegeeltern und die Herkunftseltern – zu einem positiven Erlebnis führen.

Das erfordert viel Gespür; Pflegeeltern werden aber hierbei auch unterstützt von ihrer Fachberatung, die die Kontakte plant, vor- und nachbereitet und solange begleitet, wie dies notwendig ist.